Home Forum Fuelbrothers Artikel #SAAB 900 Restaurierung – Motor wieder drin Beitrag zu: #SAAB 900 Restaurierung – Motor wieder drin

turboseize
Gast
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Tja, warum mache ich das? Schwierig. Wenn man es mit einem Satz zusammenfassen müßte käme vermutlich etwas heraus wie „ich habe ein Herz für automobile Randgruppen“. :mrgreen:

Außerdem mag ich Fehlfarben. Ich hasse leasingsilber. Und depressivdunkelgrau. Ganz besonders hasse ich die Kombination eines leasingsilbernen Lacks mit depressivgrauer Stoffausstattung (Leder macht es aber nur marginal besser). Ich leide seit einiger Zeit ja darunter, daß irgenein Vollhonk das Schneewittchen seiner originalen babyblauen Plüschausstattung beraubt und ihr stattdessen dunkelgraue/fast schwarze Ledersitze verpflanzt hat. (Teppich und Kniebrett sind aber noch blau.) Versuch mal, eine blaue Contours-Plüschausstattung (Carré findet man häufiger, aber in einen Turbo gehört in dem Baujahr Contours) mit Fensterkurbellochfreien blauen Türpappen zu finden. Geht nicht, gibt es nicht mehr. Schwarze Lederausstattungeb gibt es wie Sand am Meer, aber blaues Plüsch… Ich schweife ab.
Noch schlimmer ist ja Veronica: außen leasingsilber, innen depressivgrau. So geht-gar-nicht, daß ich mich schon durchgerungen hatte, den Wagen trotz seiner sonstigen außerordentlichen Qualitäten zum Verkauf zu stellen.

Kannst Du mein Leiden nachfühlen? In diese Stimmung hinein wird mir dann das Plüschtier offeriert. Mit einem metalliclack, der je nach Lichtstimmung von braungoldig bis violett changiert. Mit, genauso je nach Licht, von angetrockneter-Blutfeck-rot bis rosa schimmerndem Plüsch. Ich konnte einfach nicht anders.
(Außerdem mag ich Sedans.)

Schließlich ist das wilde Rumgebolze bei mir mittlerweile die Ausnahme. Dafür fahre ich einfach zu viel und zu den falschen Tageszeiten. Mit dem Schlampenschlepper hatte ich das einmal ausprobiert: eines freitagnachmittags ganz links mit dem Messer zwischen den Zähnen vom Ruhrgebiet nach Berlin, das Wochenende darauf auf der rechten Spur zwischen die Lkw eingereiht. Der Unterschied? 21 (In Worten: einundzwanzig!) Liter auf hundert Kilometer – zu sieben. Für gerade mal 45 Minuten Zeitersparnis. Seitdem wird nur noch zu besonderen Anlässen gebolzt, und das wochenendliche Pendeln mit maximal Richtgeschwindigkeit absolviert. Das ist – zumindest bei alten Benzinern – ein guter Kompromiß zwischen Spritsparen und Zeitersparnis.
Im Prospekt des w123 finden sich die Überschrift: „Mercedes-Diesel: Ideal für die schonende Fahrweise des zügigen Gleitens“. Ich hatte für 94.500km einen 200d, danach für 80.000km einen 300d. Es reicht tatsächlich, am Wochenende waren auf meiner damaligen Strecke die Autobahnen immer so voll, daß man eh nicht schneller fahren konnte. In der Stadt ist Leistung auch egal, da muß man selbst mit dem 200d aufpassen, an der Ampel dem Vordermann nicht in den Kofferraum zu rauschen. Die Leute finden alle das Gaspedal nicht… Das gleiche bei Autobahnauffahrten. Heute mit Dem Plüschtier wieder erlebt…
Was ich damit sagen will: ich liebe leistungsstarke Autos. Objektiv braucht man sie aber nicht. Ich kann mich auch mit Wanderdünen anfreunden, solange sie Charakter haben und Charme.
Zum Kilometerfressen auf der Autobahn habe ich ja noch die zwei Turbos, die können das ja selbst nach heutigen Maßstäben noch zufriedenstellend, selbst wenn es doch mal etwas schneller gehen muß. Das Plüschtier ist das Auto, um mit dem Mädel am Wochenden gemütlich übers Land zu gleiten. Da ist dann auch die Automatik von Vorteil, die verschafft der rechten Hand Bewegungsfreiheit.

Trennung.

Max Raabe ist natürlich großartig.