Home Forum Fuelbrothers Artikel #SAAB 900 Restaurierung – Motor raus Beitrag zu: #SAAB 900 Restaurierung – Motor raus

turboseize
Gast
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Der 900 ist in der Tat konstruktiv schon relativ einzigartig – jedenfalls, wenn man 99 und 90 unter den Tisch fallen läßt. 🙂

Der geneigte Motorblock wird zum einen ja immer mit der Abstammung von der linken Bank des Stag-V8 erklärt, aber es gibt auch ganz praktische Gründe: das spart Bauhöhe. Nur deshalb konnte man das Getriebe unter den Motor schieben, nur so konnte man den Motor längs einbauen (und damit Platz für die Doppeldreieckslenkervorderachse schaffen) und trotzdem eine vernünftige Gewichtsverteilung beibehalten. Die einzigen anderen Fronttriebler mit längs eingebauten Motoren, dich ich kenne stammen aus Ingolstadt oder Wolfsburg und tagen den Motor *weit* vor der Vorderachse, so daß sie in Kurven grundsätzlich geradeaus fahren wollen. Der 900 dagegen hat leer eine Gewichtsverteilung von 60/40 und beladen 51/49. Wesentlich besser kann man einen Fronttriebler kaum ausbalancieren… zusammen mit der aufwendigen Vorerachse verleiht das dem 900 dann eine auch nach heutigen Maßstäben noch nette Agilität.

Aber ich schweife ab… zurück zum Thema.

Ich habe nach meinem Motorschaden bei 410.000 (wie sich später herausstellte Folgeschaden eines defekten LH-Steuergerätes, das unter Vollast nicht mehr genug angereichert hat) meinen Motor bei HFT aufarbeiten lassen. Das war alles andere als billig, aber es hat sich definitiv gelohnt. Insgesamt habe ich grob 5k€ dort gelassen, dafür gab es aber auch:
– neu bohren, hohnen
– neue Kolben
– Kurbelwelle läppen
– Ventile und Ventilführungen neu
– Steuertrieb (Kette, Räder, Kettenführungen) neu
– alles neu lagern
– Kurbeltrieb feinwuchten, angleichen Kolben- und Pleuelgewichte,
– Ersatz des gerissenen Originalkrümmers durch einen Fächerkrümmer
– gebrauchter Turbolader

Das Ergebnis ist ein Motor, den ich theoretisch bis 7500/min drehen dürfte und der bedeutend ruhiger läuft und besser am Gas hängt als alles, was ich an serienmäßigen b202 bis jetzt erlebt habe. Mit unberührtem, noch verplombtem APC und Grundladedruck an der untersten Grenze der Werksvorgabe (0,35bar) rennt der Wagen regelmäßig gute 20km/h schneller als die Werksangabe, mit Muschelsuppe und ausreichend kalter Luft sogar in den Drehzahlbegrenzer (altes, langes Diff!).
Mittlerweile hat der Wagen 534.000 auf der Uhr und der einzige Grund, warum ich ihn gerade nicht fahre, ist weil jetzt das Getriebe streikt – der Motor zaubert einem nach wie vor ein Grinsen aufs Gesicht.
(Getriebe baut man in Sankt Augustin auch neu auf und verstärkt sie, Sperrdifferentiale gäbe es auch… ich was damals nur zu geizig und zu arm dafür.)

Kurz: die Fahrt den Rhein flußabfahrtwärts kann ich Dir nicht stark genug empfehlen. Ich bin mir sicher, daß mir der ein oder andere Teilnehmer des Koblenzer Stammtisches da durchaus zustimmen wird.
Daß man in St. A auch aus dem Fahrwerk mit einer vernünftigen Einstellung noch einiges rausholen kann sei dann nur noch am Rande erwähnt…

Nettes blog übrigens.