Home Forum Fuelbrothers Artikel Lebt denn der alte Holzmichel noch? Ja, er röchelt… Beitrag zu: Lebt denn der alte Holzmichel noch? Ja, er röchelt…

D.C.
Gast
Beitragsanzahl: 1223

Ist ja alles schön und gut was ihr sagt (Argumente sind klar und einleuchtend): Aber – was ist dann mit der Aussage des Porsche-Händlers!? Seine Klientel ist vielfach Stammkundschaft…

„Und, mein lieber D.C.: du lieferst selbst die beste Steilvorlage mit Verlaub.

“…ich war beim Porsche-Händler…”

Klischee:
Früher ging Big Daddy zum Porsche Händler, legte die Scheine auf den Tisch und fuhr mit 911er nach Hause. Basta.
Leute wie wir (?) wären unter mitleidigen bis abschätzigen Blicken hinauskomplimentiert worden.
Deiner Aussage zufolge sollten also Leute entweder 200000€ hinblättern können, oder draußen bleiben.
 Oder monierst du, dass nicht jeder Porsche fahren kann, obwohl er will?“

Dreh – dieser Absatz ist in vielerlei Hinsicht falsch und ich weiß nicht so recht woher die Motivation dazu kam. Aber ich will mal Schritt für Schritt durchgehen.

Erstens habe ich mir einen Boxster angeschaut, der keine 200.000€ gekostet hätte, sondern 45.000€ aufwärts. Ich hätte den Wagen aus geschäftlichen Gründen schön leasen können (UmSt.-Relevant) – hab ich aber trotzdem nicht gemacht (s.u.).

„Leute wie wir“ – Sorry, aber „wir“ oder die Selbstständigen unter uns hier sind Zielgruppe. Ich will nicht unsere Vita hier im Netz verteilen, aber ich sag’s mal salopp: Vor 20-30 Jahren wäre es auch nichts ungewöhnliches gewesen, wenn ein Freiberufler einen Porsche fährt, oder? *hüstel*

Ich moniere gar nichts, schon gar nicht bei Porsche! Ich wollte nur die gesunkene Kaufkraft und die Angewiesenheit von Porschehändlern auf die Finanzierungsabteilung darstellen – undenkbar vor 20 Jahren.

Dass ich keinen Porsche gekauft habe, ist doch eben das Gegenbeispiel. Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ein Auto zu ‚leasen‘. Bei allem Wahnsinn, aber Besitz und Eigentum sollten sich immer in Personalunion treffen.

Da liegt aber genau euer Argument und daher gebe ich der ‚Jones-Theorie‘ recht. Heute rennen einfach zu viele Leute kopflos in der Gegend rum und ‚leisten‘ sich Dinge, die sie sich eben nicht ‚leisten‘ können.

Der gesamte Aspekt ‚Finanzierung‘ und ‚Leasing‘ nimmt doch überhand! Selbst Waschmaschinen oder sogar Tablets werden geleast/finanziert. Das hat natürlich was damit zu tun, dass die Leute nix auf der Tasche haben, aber dennoch jeden Scheiß zu brauchen meinen. Früher gab es auch eine (ganz wertfrei!) Unterschicht, die hat allerdings nicht so stark über ihre Verhältnisse gelebt wie heute.

Dramatisch finde ich nur den Zerfall der Mittelschicht. Und ihre eigene Blindheit, nicht zu erkennen woher das kommt sondern sich lieber selbst argumentativ zu zerfleischen und die Schuldigen dafür am besten noch im eigenen Umfeld zu suchen… Ich lasse es jetzt mal dabei – philosophiert wurde von meiner Seite in der Richtung bereits genug. Schaut euch einfach gewisse Preisentwicklungen an und inflationsbereinigt das (selbst mit der gelogenen, offiziellen 2%igen).

Und beim Thema ‚Lebenshaltungskosten im Verhältnis zu verfügbarem Einkommen“ liegt ihr schlichtweg daneben. Ich will da jetzt nicht schon wieder weit ausholen und Tabellen und Statistiken bemühen – erspart uns das. Glaubt mir bitte – es ist so. Es mag sein, dass das Auto an sich nicht teurer geworden ist. Ein Großteil der anderen Güter des Lebens sind es aber überproportional. Ebenso Rohstoffe, Nahrungsmittel und Energie. Das kann ich belegen.

Lasst uns vielleicht darauf einigen, dass Autos an sich nicht teurer geworden sind, sondern im Gegenteil man sogar mehr fürs gleiche Geld bekommt. Nehmt aber bitte auch zur Kenntnis und akzeptiert die Exponentialfunktion der Inflation.